Ein grauhaariger Senior öffnet einem jungen Mann im Kapuzenpullover die Tür und übergibt ihm einen größeren Geldbetrag

Der Enkeltrick - Vorsicht, falsche Enkel!

Wie funktioniert der Enkeltrick? Und wie können Sie sich schützen?

„Rate mal, wer dran ist!“ Mit diesen Worten beginnt häufig der sogenannte Enkeltrick, mit dem Senioren um ihr Geld gebracht werden sollen. Ja, jeder hat schon einmal vom Enkeltrick gehört, doch niemand glaubt, dass er selbst betroffen sein könnte. Doch die Statistik spricht dagegen. Jahr für Jahr werden tausende solcher Fälle bei der Polizei angezeigt und dazu kommen zahlreiche Fälle, die nie angezeigt werden, weil die Scham der Opfer so groß ist, dass sie lieber schweigen. Dabei sollten niemand vergessen: Schuld haben die Täter und nicht die Opfer!

Die Masche: so funktioniert der Enkeltrick
Das Telefon klingelt und es ertönen die Worte „Rate mal, wer dran ist!“ – so beginnt der Enkeltrick ganz häufig. Eine Person gibt sich als Verwandter oder Bekannter aus, bevorzugt als Enkel oder Nichte. Sie befindet sich gerade in einer Notlage und ist ganz dringend auf Hilfe angewiesen – Hilfe in finanzieller Form. Die Notlage wird in drastischen Worten geschildert und immer dramatischer, später folgt die Aufforderung einen Geldbetrag an einen Boten zu übergeben, da der Enkel / die Nichte leider nicht selbst vorbeikommen können. Das alles spielt sich in der Regel nicht in einem einzigen Telefonat ab, sondern artet zu einem regelrechten Telefonterror aus, bei dem Anruf auf Anruf folgt, sodass der Betroffene gar nicht zur Ruhe kommt und keine Zeit hat richtig nachzudenken.

Varianten des Enkeltricks
Betrüger sind erfinderisch und versuchen auf allen erdenklichen Wegen an ihr Ziel zu gelangen. So perfide es klingen mag, aber viele Betrüger schrecken vor nichts zurück und geben sich am Telefon sogar als Vertreter der Polizei oder der Staatsanwaltschaft aus (das sind nur zwei Beispiele, es sind auch Fälle bekannt, in denen es sich um angebliche Angestellte des Ordnungsamtes, des Zolls, einer Versicherung oder einer Bank handelte).

  • Variante 1
    Das Telefon klingelt und der Anrufer gibt sich als Vertreter einer offiziellen Stelle aus, zum Beispiel des Ordnungsamtes. Er behauptet, Sie hätten vergessen, ein Bußgeld für eine Ordnungswidrigkeit zu bezahlen. Da inzwischen Fristen überschritten seien wäre die Summe auf Betrag xy (sehr hoch!) angewachsen und müsste nun umgehend beglichen werden. Ein Bote werde das Geld abholen, denn es ist nur Barzahlung möglich.
  • Variante 2
    Das Telefon klingelt und der Anrufer gibt sich als Vertreter der Polizei aus. Er erklärt Ihnen, dass es in Ihrer Wohngegend in letzter Zeit zu vielen Wohnungseinbrüchen gekommen sei und es deshalb nicht mehr sicher sei, Wertgegenstände wie Schmuck, Geld oder Gold in den eigenen vier Wänden aufzubewahren. Er schickt einen „Kollegen“ bei Ihnen vorbei, der die Wertgegenstände entgegennimmt, um sie angeblich sicher auf dem Polizeirevier aufzubewahren.

Es gibt weitere Abwandlungen dieser genannten Varianten. Seien Sie auf der Hut, denn die Betrüger sind kreativ. Sobald Ihnen etwas verdächtig erscheint, legen Sie auf und verständigen Sie die Polizei.

Darauf sollten Sie achten, um sich zu schützen:

Vorsicht! Die Betrüger geben sich nicht immer als Enkel aus, sondern auch als Nichte oder Neffe.
Das Anliegen ist immer identisch: die Betrüger wollen Geld. Der Grund dafür kann aber unterschiedlich sein – Mietschulden, Hauskauf, Unfall… der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt.

Auch wenn diese Masche als „Enkeltrick“ bezeichnet wird, sollten Sie nicht nur äußerst vorsichtig sein, wenn sich ein vermeintlicher Enkel, ein Neffe oder eine Nichte meldet und um Geld bittet. Gewiefte Betrüger geben sich auch als Vertreter des Ordnungsamtes, einer Versicherung oder sogar der Polizei aus! Sobald Sie am Telefon dazu aufgefordert werden, Geld zu bezahlen oder ihren Schmuck oder andere Wertgegenstände auszuhändigen, können Sie sich sicher sein, einen Betrüger in der Leitung zu haben!
Legen Sie direkt auf und wenden Sie sich über 110 an die Polizei.

Verhaltenstipps bei verdächtigen Anrufen

  • Legen Sie auf, wenn Sie einen unerwünschten Anruf erhalten. Keine Sorge, das hat nichts mit Unhöflichkeit zu tun, sondern dient Ihrem eigenen Schutz.
  • Wird Ihnen die Rufnummer des Anrufers angezeigt? Notieren Sie diese nach Möglichkeit, idealerweise fügen Sie Datum und Uhrzeit hinzu.
  • Seien Sie skeptisch (oder auch misstrauisch), wenn Ihnen der Anrufer unbekannt erscheint, egal, ob er sich als Enkel, Nichte oder Neffe ausgibt. Wenn Sie den Anrufer nicht sicher als einen Verwandten erkennen, sollten Sie äußerste Vorsicht walten lassen und im Zweifel auflegen. Lassen Sie sich keinesfalls auf Spielchen ein, die meistens mit „Rate mal wer dran ist!“, beginnen.
  • Haben Sie Zweifel an der Identität des Anrufers, legen Sie auf. Rufen Sie die Person selbst an oder, falls Sie keine Telefonnummer haben, vergewissern Sie sich bei anderen Verwandten, ob es wirklich einen Enkel xy gibt.
  • Lassen Sie sich nicht auf Diskussionen ein! Die Betrüger sind in der Regel sehr gewieft und verstehen es, ihre Gesprächspartner einzuwickeln. Legen Sie den Hörer auf, sobald Sie sich unwohl fühlen!
  • Achten Sie darauf in einem Telefonat mit einer fremden Person keine persönlichen Angaben zu machen. Nennen Sie weder Ihre Adresse noch geben Sie Auskunft über Ihren Familienstand oder Ihre finanziellen Verhältnisse.
  • Lehnen Sie Angebote, ganz gleich welcher Art, die Sie nicht angefordert haben, ab. Dies gilt insbesondere für Angebote am Telefon.
  • Lehnen Sie es grundsätzlich ab, wenn Sie am Telefon aufgefordert werden, einer Person Geld oder Wertgegenstände auszuhändigen. Weder die Polizei, noch das Ordnungsamt, der Zoll, die Staatsanwaltschaft oder andere Behörden würden Sie jemals zu einem solchen Verhalten auffordern! Bußgelder oder ähnliches werden niemals am Telefon eingefordert, kommen Sie solch einer Zahlungsaufforderung auf keinen Fall nach!
  • Lassen Sie sich die Telefonnummer und den Namen des Anrufers geben. Gibt er vor, von einer offiziellen Behörde zu sein, suchen Sie die entsprechende Nummer aus dem Telefonbuch heraus und lassen Sie sich zum entsprechenden Mitarbeiter verbinden – in der Regel wird dieser Versuch erfolglos bleiben. Verständigen Sie die Polizei!
  • Legen Sie sofort auf, wenn Sie am Telefon nach vertraulichen Daten wie Kontonummer, Pin oder Passwörtern gefragt werden. Weder eine Bank noch eine Behörde würde Sie um die Herausgabe solcher Informationen bitten!
  • Informieren Sie die Polizei, wenn Ihnen ein Anruf verdächtig vorkommt. Im Idealfall haben Sie sich die Nummer des Anrufers notiert. Ist dies nicht möglich, merken Sie sich nach Möglichkeit aber Datum und Uhrzeit des verdächtigen Anrufs.
  • Sprechen Sie mit Ihrer Familie oder Bekannten über den Vorfall - so lässt sich die Situation besser einordnen.

Expertentipp der Kriminalpolizei

Die Kriminalpolizei rät, selbst aktiv zu werden und frühzeitig vorzubeugen, um nicht zum Opfer von Betrügern zu werden.
Ganz wichtig sind dazu soziale Kontakte. Natürlich ist das mit zunehmendem Alter schwieriger, aber auch wenn Sie allein leben, sollten Sie nicht auf soziale Kontakte verzichten. Machen Sie sich mit Ihren Nachbarn bekannt, dann fällt es nicht so schwer, sie um Rat oder Hilfe zu bitten.
Gewöhnen Sie es sich so früh wie möglich an, wichtige Entscheidungen wohl überlegt zu treffen und mindestens eine Nacht zu überschlafen. Es gibt in unserer heutigen Welt keine Notsituationen, in der es notwendig wäre, innerhalb weniger Stunden große Summen an Geld zur Verfügung zu stellen – all das hat in der Regel etwas Zeit.
Wenn Sie sich unsicher fühlen, können Sie unter Umständen mit Ihrer Bank eine Vereinbarung treffen, dass Beträge ab einer bestimmten Summe nur in Begleitung eines Angehörigen oder einer bevollmächtigten Person von Ihrem Konto abgehoben werden können. Diese Lösung schränkt Sie im Alltag nicht ein, schützt Sie aber unter Umständen vor Betrügern.

Prävention – alle sind gefragt!

Das Alter bringt es mit sich, dass die meisten Menschen nicht mehr so fit und agil sind wie in jüngeren Jahren – dies betrifft den einen mehr, den anderen weniger. Viele von uns, merken ab einem gewissen Alter, dass der Körper nicht mehr immer so will wie wir es gerne hätten, es kommt nach und nach ein Wehwehchen zum anderen. Aber nicht nur körperlich, auch geistig steht nicht immer alles zum Besten. Leider ist dies keine Ausnahme, sondern ein ganz normaler Prozess. Mit diesem Wissen konzentrieren sich Betrüger gerade auf ältere Menschen, da sie als geeignete Opfer angesehen werden, gewissermaßen als „leichte Beute“.

Um Betrügern das Leben so schwer wie möglich zu machen, ist die gesamte Gesellschaft gefragt. Denn immer wieder gelingt es einem aufmerksamen Bankangestellten, der freundlich nach dem Befinden der 85jährigen Kundin fragt, die im Begriff ist, eine große Summe Geld abzuheben, eine Tat zu verhindern. Auch ein Taxifahrer, dem auffällt, dass sein betagter Fahrgast auf dem Weg zur Bank verängstigt oder gestresst wirkt, kann einen Hinweis an die Polizei weitergeben und dadurch dazu beitragen, eine Tat zu verhindern. Oft reichen schon ganz kleine Dinge aus, zum Beispiel, wenn Sie Ihre Nachbarn freundlich grüßen und dabei anlächeln. Ist etwas merkwürdig? Wechseln Sie ein paar Worte – das allein kann schon ausreichen, um ein Opfer aus der „Trance“ zu holen und sich der Situation bewusst zu werden. In einer Art Trance oder Hypnose befinden sich viele Opfer des sogenannten Enkeltricks. Wird dieser Zustand nicht von außen durchbrochen, ist es oft zu spät und die Betrüger erreichen ihr Ziel.

Wir alle sollten unsere Scheuklappen ablegen und unseren Mitmenschen, besonders in unserem engeren Umfeld, mit offenen Augen und ein paar freundlichen Worten begegnen!